Ein umweltfreundliches Boot aus recyclingfähigem Material bauen ? Dieser Buchtitel aus Amerika hatte uns neugierig gemacht.
Aber ein Boot aus Wellpappe ?
Kann das auf dem Wasser wirklich bestehen ?
Die Vorteile von Wellpappe: Wellenstruktur und mehrlagiger Aufbau verleihen ihr hohe Stabilität bei geringem Gewicht.
Die Nachteile: Rundungen lassen sich schlecht realisieren, und ohne Beschichtung ist das Material nicht wasserfest.
Nach Studium des ‘Cardboard Boat Book’ - das Pappboot erhält am Ende einen Anstrich mit wasserfestem Acryllack auf Wasserbasis - beschlossen wir einen Versuch zu unternehmen. Außer Wellpappe und Acryllack wurden nur Kontaktkleber und Heißklebeband verwendet.
Harzer Kartonagen stellte das Material bereit, Klaus Nickel half bei der Auswahl der am besten geeigneten Wellpappe. Als Jugendlicher schon Mitglied der Abteilung Ruder- und Kanusport des WSVI, ließ er sich spontan für die Idee eines Kanus aus Wellpappe gewinnen.
Das Material bekamen wir von Harzer Kartonagen in großen Zuschnitten direkt in die Werkstatträume geliefert, zu denen Herr Ritzke uns für den Bootsbau Zutritt gewährte. Herzlichen Dank dafür.
Nach dem Umrechnen von Inch in Zentimeter geht es los: Rumpf, Heck, Bug und weitere Teile werden nach den Angaben aufgezeichnet und mit einem Teppichmesser zurechtgeschnitten.
Wo Knicke entstehen sollen, wird die Pappe mit einem gezackten Kopierrädchen aus der Nähkiste auf einer Seite angeritzt. Durch Zurechtbiegen entlang der Längsknicke und Verkleben einiger Flächen mit Kontaktkleber entsteht zunächst der Bootsrumpf.
Wenn notwendig, werden die Teile mit einer Handsäge oder mit der Dekupiersäge nachgearbeitet.
Der Bootsrumpf wird vorn und hinten mit zwei sechseckigen Platten verschlossen.
In gleicher Weise werden Heck und Bug nach den Vorgaben gefertigt und an den Bootsrumpf angeklebt.
Nun wird die Bootsbeschriftung aufgebracht.
Zum Schluss wird noch ein Kiel zurechtgeschnitten und unten angeklebt. Der Bootsrumpf erhält eine Verstärkung im Innenraum. Nun ist der eigentliche Bootsbau abgeschlossen.
Im nächsten Schritt müssen alle Ecken und Kanten mit Heißklebeband versiegelt werden. Autsch! Heiß! Handschuhe!
Diese Arbeit ist besonders zeitaufwendig und heikel, da bei kleinster Ungenauigkeit später beim Paddeln Wasser eindringen kann. Besonders der Kiel ist schwierig zu bearbeiten.
Zu guter letzt erhält das Boot einen vierfachen Anstrich - zweimal mit klarem Acryllack in 50%iger Verdünnung, zweimal unverdünnt.
Gespannt warteten wir nun auf den Termin zum ‘Anrudern’, zu dem das Boot auf Jungfernfahrt gehen und sich beweisen sollte. Wegen schlechten Wetters zweimal verschoben, war es dann am 11. Juni endlich soweit. Wird das Boot halten ?